Moin Leute,

 

ich und mein Kumpel Benno, wir waren im Deformuseum!

 

Das war vielleicht ein Krampf, überhaupt erstmal nach Kummerstadt rein zu kommen, meine Herren! Wir ham uns ganz schön oft ’n paar Mal verfahren bis wir endlich bei der Villa von Herrn Nilsson waren. Wir ham immer nach’m Affen im Vorgarten geguckt. Egal.

 

Wir rein und bei der charmanten Schnecke am Eingang ’n Zehner gelatzt – Freikarten kriegen da nur die Herren Studenten, mal wieder klar. Nina! Mann, was ne Perle, die hat uns sogar nen Plan vom Museum gegeben. Die hat gleich geblickt, dass wir uns immer mit’m Weg vertüdeln. Wir also ab durch die Mitte und da war es: Mannis Bild. In so ner noblen Galerie. Da war ich vielleicht stolz auf meinen Bruder! „Siehste“, hab ich zu Benno gesacht, „da hab ich noch 500 Euro für gekriegt, vom Professor hier, für das olle Bild. Hätt ich die anderen fünfzehn Bilder an Ostern gar nicht im Garten verfeuern dürfen…“

 

Aber Benno, der Döskopp, war schon weiter beim nächsten Bild. Oha, das hat ihm gefallen! Roman Thime, der kann malen, das sieht man gleich, auch wenn man selber kein Malermeister ist. Benno hat die Schlacht zuhause mit seinem Playmobil-Piratenschiff dann gleich nachgespielt. Das war danach völlig Schrott, von den Böllern. Aber hat sich gelohnt, meint Benno.

 

Und weil wir wieso schon mal da warn, ham wir gleich den ganzen Rundgang gemacht:

 

Picassos Bild war nich so hundert Pro unser Ding gewesen. Obwohl, Fisch ess ich ja ganz gern, ab und an auch mit den Fingern. Der übt wohl noch, der Picasso. Könnt ja mal’n Döner mal’n.

 

Das Mädel auf dem Bild von Piedro Gonzales kam uns irgendwie bekannt vor. Kann sein, dass das ne Freundin von der Oma war, 1965, das haut zeitlich ganz gut hin. Die hatte auch so’n dicken Betonklotz vorm Kellerfenster, wo man drauf sitzen konnte. War noch aus’m Krieg, wegen der Splitter.

 

Dann kam Lippi. Erst mal ham wir gedacht: Lippi? Der Wirt aus der „Endstation“ hat auch’n Bild gemalt? Aber der kann ja nich mal seine Kneipe mal neu streichen. Nee, das Bild war echt hübsch, so mit den Engeln und so. Kann man mal angucken.

 

Beim Mendelsson-Bild wurd mir und Benno ganz warm ums Herz, alle Achtung. Wir mussten an Weihnachten denken, an Leipziger Allerlei und an den Hit von den „Prinzen“, „Alles nur geklaut“. Wir wollen unbedingt mal da hin und uns die Thomanerkirche angucken. So schön wie das da auf dem Bild ist, muss das echt schön da sein.

 

Das nächste Gebilde hat uns doch glatt aus den Puschen gehaun. Dass auf einem Bild aus dem Mittelalter eine mittelalterliche Darstellung dargestellt ist, fanden wir gut. Wir ham uns das immer ganz anders vorgestellt, wenn wir früher unsere Siegfried-Hörspielplatte gehört haben, so das Mittelalter und so. Benno war immer Attila und ich der Hunnenkönig, wenn wir das nachgespielt haben, mit unseren unechten Pappschwertern. Aber das Bild hier, das wirkte voll amtlich.

 

Und denn der Hammer: Sophie Frühling, der Name is’ ja wohl Programm. Also, von dem Bild woll’n wir unbedingt zwei Abzüge haben. So locker flockig buntes Geplünn, so was mögen wir, ich und Benno. Und dann heißt das auch noch „Lange Gurmand“, das passt total! Der lange Gurmand war in unserer Parallelklasse, und der hatte das auch immer so mit den Spritzen und den Spinnen und dem ganzen Kleingeld. Na, aber die Frau Frühling kennt den bestimmt nicht. Der ist jetzt nämlich voll der Spinner geworden.

 

Der pofende Soldat auf dem Bild von Rimbaud sieht aus wie ich, echt, ohne Flax. Wenn ich schlaf. Das weiß ich, weil Benno mich mal auf Malle geknipst hat, wie ich auf’m Klo von unserm Hotelzimmer eingepennt bin. Egal, Schnee von gestern. Das Bild hat so was Ruhiges, das kam uns nach der ganzen Aufregung mit den anderen Bildern dann auch ganz gut zupass. Da ham wir mal schön durchgeatmet und mal ganz locker an unsere Zeit beim Bund gedacht. Wie wir da auch immer so im Gras Bubu gemacht haben.

 

So, und denn war’n wir auch schon durch. Ach nee, die brutale Nummer mit dem Werwolf, die kam ja noch. Die is’ mir echt unter die Haut gerutscht, mein lieber Scholli. Da war ja „Teenwolf“ nix gegen. Aber warum die den ganzen Text für das Bild auf Englisch gemacht haben, das fanden wir unlogisch. Sollte wohl schick sein, oder was. Nee, da hab ich echt schlecht nach geträumt, nach dem Bild mit dem Scheiterhaufen. So ich selbst da oben so, mit abbe Hand und Kopf weg und so. Gruselig, aber echt ne Wucht. Hut ab und Respekt!

 

Ja, also, ich und Benno, wir können das Deformuseum jedem nur empfehlen. Da drin gibt’s viel zu gucken und die Alarmanlage ist nicht auf’m neusten Stand, da hab ich gleich nach geluschert. Und die Perle am Eingang is’ ne Reise wert, auf sicher.

 

Also, Leute, alles chico, man sieht sich! Tschaui,

 

Jürgen